Medizininformatik-Initiative (MII)

Aerztin_Tablet




"Der Kerndatensatz der Medizininformatik-Initiative ist die Basis für die Nutzbarkeit klinischer Daten über Projekt- und Standortgrenzen hinweg. Bessere biomedizinische Forschung auf Basis von Behandlungsdaten ist unser Ziel."
- Danny AmmonStellvertreter Interop Council

MII Logo

Ziel und Struktur

Die Medizininformatik-Initiative (MII) wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) initiiert, um Digitalisierung und Vernetzung in medizinischer Forschung und Versorgung voranzutreiben. Hauptziel der MII ist es, Daten aus der Krankenversorgung für die Forschung nutzbar zu machen, um dadurch sowohl die biomedizinische Forschung zu fördern als auch die Patientenversorgung zu verbessern. Die Initiative besteht aus vier geförderten Konsortien, welche aus Universitätskliniken und Partnerinstitutionen zusammengesetzt sind. Diese Konsortien arbeiten gemeinsam an der Entwicklung einer einheitlichen Gesundheitsforschungsdateninfrastruktur und setzen in weiteren Projekten innovative Forschungsvorhaben um. Mit dieser Infrastruktur besteht eine enge Anbindung an das Netzwerk Universitätsmedizin.

 

Vernetzung von Patientendaten

Ziel der Medizininformatik-Initiative (MII) ist es, Routinedaten aus der Patientenversorgung bundesweit digital zu vernetzen und für die medizinische Forschung verfügbar zu machen, um Krankheiten zukünftig schneller und effektiver behandeln zu können. Daran arbeiten alle Einrichtungen der Universitätsmedizin Deutschlands gemeinsam mit nichtuniversitären Kliniken, Forschungseinrichtungen, Unternehmen, Krankenkassen und Patientenvertretungen in den vier Konsortien DIFUTURE, HiGHmed, MIRACUM und SMITH. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert die MII bis einschließlich 2026 mit insgesamt über 480 Millionen Euro. Datenschutz und Datensicherheit haben hierbei höchste Priorität.

Stärkere Vernetzung und Praxisanwendungen

Die MII baut seit 2018 Dateninfrastrukturen an den Universitätskliniken auf. Anhand vielfältiger Anwendungsfälle – von der Intensiv- bis zur Krebsmedizin – demonstrierten die MII-Partner bereits den Mehrwert ihrer IT-Lösungen in der Praxis. Im Fokus der Ausbau- und Erweiterungsphase (2023-2026) steht eine erweiterte Zusammenarbeit zwischen den Universitätskliniken und deren Kooperation mit neuen Partnern, insbesondere auch aus der regionalen Versorgung.

Interoperabilität innerhalb der MII

Ein wesentlicher Aspekt der MII ist die Interoperabilität, also die Fähigkeit der verschiedenen IT-Systeme und Softwareanwendungen, miteinander zu kommunizieren und übertragene Daten weiter zu nutzen. Um dies zu erreichen, nutzt die MII Standards und Schnittstellen auf Basis von HL7 FHIR, die eine reibungslose Datenübertragung und -integration ermöglichen („MII-Kerndatensatz“). Die Leitfäden des MII-Kerndatensatzes sind in Abstimmung mit anderen spezifizierenden Akteuren im deutschen Gesundheitswesen wie gematik, MIO42 oder Netzwerk Universitätsmedizin entwickelt worden und haben durch ihre frühe Entstehung sowie ihre vielfältige Erschließung verschiedener Fachdomänen der Gesundheitsversorgung Pioniercharakter.

Die Interoperabilität auf Basis dieser Spezifikationen ist entscheidend für den Erfolg der Initiative, da nur so eine umfassende und multizentrisch auswertbare Datenbasis geschaffen werden kann.

Forschungsdatenportal für Gesundheit (FDPG)

Das Forschungsdatenportal für Gesundheit (FDPG) ist die zentrale Plattform, die im Rahmen der MII entwickelt wurde und von der Technologie- und Methodenplattform für die vernetzte medizinische Forschung e.V. (TMF) betrieben wird. Beim FDPG können Forschende Gesundheitsdaten und Bioproben der deutschen Universitätsmedizin zentral für wissenschaftliche Untersuchungen beantragen. Forschende können über das FDPG Machbarkeitsanfragen stellen, um zu erfahren, wie viele relevante Datensätze für ihre Suchkriterien bundesweit verfügbar sind. Ein positives Ethikvotum sowie ein Datennutzungsantrag sind erforderlich, um multizentrisch Daten für ein Forschungsprojekt zu beantragen und z.B. eine verteilte Analyse in Gang zu setzen. Über den Antrag auf Datennutzung entscheiden die Use-and-Access-Committees (UACs) an jedem angefragten Standort. Daten werden auf Basis des MII-Kerndatensatzes zur Verfügung gestellt, der demographische Merkmale sowie eine Vielzahl klinischer und versorgungsrelevanter Daten beschreibt. Das FDPG steht seit Mai 2023 allen Forschenden auch außerhalb der MII zur Verfügung. Es schafft zudem Transparenz für Forschende und Patienten, indem es ein öffentlich zugängliches Register aller bewilligten Datennutzungsprojekte und deren Ergebnisse führt.

Server Rack blau

Datenintegrationszentren

Herzstück der MII sind die Datenintegrationszentren (DIZ), die beteiligte Universitätskliniken und weitere große Krankenhäuser eingerichtet haben und die als Forschungsinfrastruktur über das Netzwerk Universitätsmedizin gefördert werden. Die DIZ sammeln, speichern und verarbeiten Gesundheitsdaten auf Basis des MII-Kerndatensatzes. Durch standardisierte Prozesse und strenge Datenschutzmaßnahmen gewährleisten die DIZ, dass die Daten sicher und datenschutzgerecht für die Forschung genutzt werden können. An den Standorten wurden dafür Ressourcen und Kompetenzen im Bereich Versorgungsdaten und Interoperabilität aufgebaut, die auch für die künftigen Aufgaben im Bereich der digitalen Transformation genutzt werden können. So beteiligen sich viele DIZ an der Umsetzung von Interoperabilität im Kontext des Krankenhauszukunftsgesetzes (KHZG) oder anderen Vorhaben an ihren Einrichtungen.

Blau umrandetes Dokument

Patienteneinwilligung – Broad Consent

Ein weiteres zentrales Element der MII ist die Einwilligung der Patienten in die Nachnutzung ihrer Behandlungsdaten, der sogenannte Broad Consent. Dieser ermöglicht es Patienten, der Nutzung ihrer Versorgungsdaten für vielfältige medizinische Forschungszwecke zuzustimmen. Der Broad Consent ist so gestaltet, dass er die breite Einwilligung transparent und verständlich vermittelt, so dass Patienten eine informierte Entscheidung treffen können. Zudem haben sie jederzeit die Möglichkeit, ihre Einwilligung zu widerrufen. Diese Einwilligung ist ein wichtiger Schritt, um die Bereitschaft der Patienten zur Teilnahme an der Forschung zu fördern und die Datennutzung für Forschung zu ermöglichen.

Die Weiterentwicklung des Broad Consent auf Basis neuer Entwicklungen wie dem Gesundheitsdatennutzungsgesetz (GDNG) oder den Verordnungen zum European Health Data Space (EHDS) werden von der MII vorangetrieben.

Weiterführende Informationen