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iCAN - Intelligente, Chatbot-assistierte ambulante Nachsorge der Depression bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen

iCAN

Typ:
Projekt
Medizinische Fachrichtungen:
Psychiatrie und Psychotherapie // Psychosomatische Medizin u. Psychotherapie
Projekt von:
01.09.2021
Projekt bis:
31.08.2024
Schlagwörter:
App // Coaching // Depression // mental Health // personalisierte Medizin // Versorgungsforschung
Versorgungsebene:
ambulante Versorgung Ambulante Nachsorge
Zielsetzung:

Depressive Störungen zählen zu den häufigsten psychischen Störungen im Jugend- und frühen Erwachsenenalter und sind assoziiert mit rezidivierenden sowie chronischen Verläufen über die Lebenspanne (Ferrari et al., 2013). Eine nachhaltig wirksame Versorgung depressiver Störungen muss folglich bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen frühzeitig einsetzen.

In der gegenwärtigen Versorgung werden junge Patient*innen aus dem (teil-)stationären Setting üblicherweise mit dem Hinweis auf die Notwendigkeit einer ambulanten Weiterbehandlung entlassen. Ein zeitnaher, engmaschig begleiteter und strukturierter Übergang vom stationären zum ambulanten Sektor erfolgt jedoch oftmals nicht.

Mit Hilfe von iCAN, einer durch Tele-Coaches begleiteten Smartphone-App zur digitalen Nachsorge, die am Ende der (teil-) stationären Behandlung Patient*innen mit depressiver Symptomatik verordnet wird, sollen Patient*innen dabei unterstützt werden,

(1) gezielter an bestehende ambulante Nachsorgeangebote anzubinden und

(2) den stationär erzielten Therapieerfolg bis zur Aufnahme einer ambulanten Weiterbehandlung zu stabilisieren.

Quelle:

Ferrari, A. J., Charlson, F. J., Norman, R. E., Patten, S. B., Freedman, G., Murray, C. J., Vos, T., & Whiteford, H. A. (2013). Burden of depressive disorders by country, sex, age, and year: Findings from the global burden of disease study 2010. PLoS Medicine, 10(11), e1001547. doi.org/10.1371/journal.pmed.1001547

Beschreibung

iCAN startet unmittelbar vor der Entlassung von Patient*innen aus der (teil-) stationären Behandlung und soll junge Menschen mit einer depressiven Symptomatik gezielt dabei unterstützen, die Herausforderungen nach der Klinikzeit zu meistern (siehe Abbildung „iCAN - Graphische Darstellung“). Dabei besteht iCAN aus einer Smartphone-App und aus einem Tele-Coaching. Die Intervention erfolgt über einen Zeitraum von 12 Wochen.

Zur Stabilisierung der stationär erreichten Erfolge absolvieren die Patient*innen ein Kompetenztraining mithilfe der iCAN-App. Bei der Arbeit in der App werden die Patient*innen von einem Chatbot begleitet, der der Adhärenz- und Motivationssteigerung dient. Um zusätzlich die Anbindung an ambulante Nachsorgeangebote zu unterstützen, stellt die iCAN-App die Bedeutung der Nachsorge sowie (regional) verfügbare und passende Angebote auf zielgruppenadaptierte Weise vor.

Das zu iCAN gehörende Tele-Coaching umfasst wöchentliche Telefonate von jeweils 30 Minuten und wird von Psycholog*innen durchgeführt, die für das Tele-Coaching qualifiziert wurden. Die Tele-Coaches motivieren die Patient*innen für das Kompetenztraining in der iCAN-App und unterstützen die Patient*innen bei der Anbindung an erfolgsversprechende ambulante Nachsorgeangebote.

Evaluiert wird die iCAN-Intervention mithilfe einer klinischen Studie. Dabei handelt es sich um eine prospektive, randomisiert-kontrollierte (zweiarmig: Interventionsgruppe = Regelversorgung plus iCAN, Kontrollgruppe = Regelversorgung), einfach verblindete (Evaluation), mixed-method (quantitative und qualitative Evaluation) Multicenter-Studie im Längsschnitt. Diese zielt darauf ab, zu prüfen, ob der Einsatz von iCAN (zusätzlich zur Regelversorgung) bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die wegen einer depressiven Störung stationär behandelt werden, den im stationären Setting erzielten Therapieerfolg stabilisiert und die Anbindung an die ambulante Nachsorge verbessert. Zudem soll untersucht werden, inwieweit sich in der Folge Krankheitskosten reduzieren lassen.

Der Studienablauf ist wie folgt: Nach einem Einführungsgespräch sowie der Aufklärung und schriftlichen Einwilligung der Patient*innen zur Studienteilnahme (bei Minderjährigen: zusätzliche Einwilligung der sorgeberechtigten Personen) wird die Eingangsdiagnostik (Baseline, T0) in der Klinik von geschulten Klinikmitarbeiter*innen durchgeführt. Daran anschließend folgt die randomisierte Zuweisung zur Interventions- oder Kontrollgruppe. Ausgehend von der Eingangsdiagnostik (T0, Baseline) sind für alle Patient*innen weitere Messzeitpunkte 6 Wochen nach Randomisierung (T1, Zwischenevaluation), 3 Monate nach Interventionsbeginn (T2, Ende Interventionsphase) und 6 Monate nach Interventionsbeginn (T3, Abschlussdiagnostik) geplant. Darüber hinaus nehmen alle Patient*innen wöchentlich am ambulatorischen Assessment (mittels Smartphone) zu Depressionssymptomen und Nutzung von ambulanten Nachsorgeangeboten teil. Aus methodischer Sicht handelt es sich hierbei um Ecological Momentary Assessment (EMA).

Zu den genannten Messzeitpunkten werden vom Klinikpersonal (T0), sowie durch Mitarbeiter*innen der quantitativen Evaluation per Telefon (T1-T3) Befragungen durchgeführt. Deren Ergebnisse werden in das Studienmanagement-Tool (SMT), das die mentalis GmbH bereitstellt (Serverstandort: Deutschland/EU), eingetragen und dort gespeichert. Ebenso werden dort Daten, die die Patient*innen selbst per Tablet (noch in der Klinik) und per Smartphone (nach Klinikaufenthalt) angeben, gespeichert. Eine Übersicht über die Parameter und deren Messzeitpunkte finden sich in folgendem Dokument: „Übersicht iCAN_Instrumente und Messzeitpunkte“.

Die qualitativen Interviews der Patient*innen finden online zu T1 und T2 statt. Die Erhebungszeitpunkte der qualitativen Evaluation des Klinikpersonals, der Tele-Coaches sowie der ambulanten Behandler*innen richten sich nach dem Zeitpunkt, zu dem eine jeweils festgelegte Anzahl von Patient*innen eingeschlossen bzw. betreut wurden. Zu diesen festgelegten Zeitpunkten wird das Klinikpersonal und die Tele-Coaches auch quantitativ befragt.

Nach Abschluss der Datenerhebung erhält die Clearingstelle die quantitativen Daten aus dem SMT sowie die Routinedaten der Versicherten von den an der Studie beteiligten Krankenkassen und erstellt daraus einen pseudonymisierten Datensatz.  Dieser Datensatz wird der Konsortialführung sowie den Evaluator*innen zur Verfügung gestellt. Nach Projektabschluss wird der Datensatz anonymisiert und, mit Ausnahme der Routinedaten, auf einem Repositorium für Forschungsdaten (PsychArchives, Leibniz-Institut für Psychologie, ZPID Trier, Deutschland) bereitgestellt.

Quelle:

Tendolkar, I., Vrijsen, J. N., & Becker, E. S. (2019). „Cognitive bias modification“ als mögliche Add-on-Therapie bei Depression: Stand der Forschung. Psychotherapeut, 64(3), 180–185. doi.org/10.1007/s00278-019-0354-0

Abgeleitete Maßnahmen

Die Informationen werden gesammelt, um die Wirksamkeit und Kosteneffektivität von iCAN evaluieren zu können.

Zusätzliche Maßnahmen

Die Stiftung Deutsche Depressionshilfe unterstützt die Rekrutierung durch die Erstellung von Rekrutierungsmaterial für die Kliniken (Flyer, Plakate) sowie Medienarbeit in den Regionen der Studienzentren. Zusätzlich beteiligen sich im Rahmen von Fokusgruppen Mitglieder von Berufs- und Fachverbänden an der Interventionsoptimierung.

Informationsgewinnung und -übertragung

An der Informationsgewinnung sind die Patient*innen selbst, geschulte Klinikmitarbeitende, Tele-Coaches sowie quantitative und qualitative Interviewer*innen beteiligt.

Die am Projekt beteiligten Krankenkassen stellen zudem Routinedaten von den bei ihnen versicherten Patient*innen bereit. Erfasst werden außerdem die Nutzungsdaten der iCAN-App und die durch die Patient*innen generierten Inhalte in der iCAN-App im Rahmen der App-Nutzung.

Allgemeine Erhebungsmethoden: Klinische Interviews in Präsenz, telefonische Interviews (quantitative Evaluation), online geführte Interviews (qualitative Evaluation), Fragebögen-Assessment via Tablet/ Smartphone, Erfassung der App-Nutzungsdaten, Erfassung der generierten Inhalte in der iCAN-App, Routinedaten der am Projekt beteiligten Krankenkassen

Informationsempfänger und -verarbeitung

Die Erhebung der quantitativen Daten der Patient*innen erfolgt mithilfe von LimeSurvey über ein Studienmanagement-Tool (SMT), das von der mentalis GmbH betrieben wird. Im SMT werden personenbezogene Daten, Kontaktdaten, und alle im Laufe der Studie erhobenen quantitativen Daten gespeichert. Der Datenzugriff wird jeweils durch Rollen (Konsortialführung, Evaluator*innen, Klinikpersonal, Tele-Coaches) definiert, sodass Studienmitarbeitende ausschließlich den für sie relevanten Teil einsehen bzw. bearbeiten können. Sofern Daten von Patient*innen einzugeben sind, erfolgt der Zugang hierzu über das Klinikpersonal (T0) oder Evaluator*innen (T1-T3).

Aufnahmen, die im Rahmen von Interviewverfahren generiert werden, werden zunächst mit einer Kamera (T0), einer Software (Reaper) (quantitative Telefoninterviews zu T1-3) oder einem Videokonferenztool (BigBlueButton) (qualitative Interviews) aufgenommen und anschließend auf einem gesicherten Server der Universität Greifswald/ der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg gespeichert. Dort werden auch die Transkripte der Interviews aufbewahrt.
Nach Abschluss der Datenerhebung übermittelt die mentalis GmbH die quantitativen Daten an die Clearingstelle; ebenso übermitteln die Krankenkassen die Routinedaten an die Clearingstelle. Die Clearingstelle generiert aus diesen Daten einen pseudonymisierten Datensatz. Im Anschluss sendet die Clearingstelle den pseudonymisierten Datensatz der Patient*innen an die Konsortialführung sowie an die Evaluator*innen zur Auswertung der Studie.

Die personenbezogenen Daten des Klinikpersonals und der Tele-Coaches werden ebenfalls im SMT gespeichert. Die quantitative Befragung wird über das Online-Tool Unipark ausgeführt und deren Ergebnisse anschließend pseudonymisiert auf einem gesicherten Server der Universität Greifswald/ der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg gespeichert. Die qualitativen Interviews des Klinikpersonals und der Tele-Coaches wird mithilfe von BigBlueButton durchgeführt. Für die qualitative Befragung der ambulanten Behandler*innen wird Sosci-Survey eingesetzt. Die Aufnahmen, Transkripte und Ergebnisse der qualitativen Befragung werden auf einem gesicherten Server der Universität Greifswald gespeichert.

Zielgruppe:

Die Zielgruppe von iCAN sind Jugendliche und junge Erwachsene, die wegen einer depressiven Störung stationär oder teilstationär behandelt werden.

Einschlusskriterien

  • Alter: 13;0 bis 25;11 Jahre zum Zeitpunkt des Studieneinschluss
  • Primärdiagnosen:
    o 13;0 bis 25;11 Jahre: depressive Episoden (F32), rezidivierende depressive Störungen (F33)
    o Bei 13;0 bis 17;11 Jahre zusätzlich: Anpassungsstörung – längere depressive Reaktion (F43.21); Störung des Sozialverhaltens mit depressiver Störung (F92.0)
  • Besitz eines Smartphones
  • Versichert bei einer Krankenkasse, die im Rahmen des Selektivvertrags ihren Versicherten die Teilnahme an der Studie ermöglich
  • Schriftliche Einwilligung zur Studienteilnahme (ggf. eines Sorgeberechtigten)
  • Ausreichende Kenntnisse der deutschen Sprache

Ausschlusskriterien

  • Andere im Vordergrund der stationären bzw. teilstationären Behandlung stehende Primärdiagnosen
  • Akute Selbst- oder Fremdgefährdung
  • Akute Psychosen
  • Folgende Sekundärdiagnosen: Schizophrenie, schizotype oder wahnhafte Störung (F20-F29)
  • Sprachliche oder neurokognitive Barrieren

Teilnehmende Versicherte:

Geplante Anzahl: 368
Einzugsgebiet: Bundesweit

Auswahl-/Zugangsverfahren der Versicherten

Die Einsteuerung der Patient*innen erfolgt in den am Projekt teilnehmenden Kliniken bzw. Tageskliniken zum Ende der stationären bzw. Tagesklinischen Behandlung. Das Klinikpersonal trifft entsprechend der Ein- und Ausschlusskriterien eine Vorauswahl potenziell geeigneter Patient*innen und klärt diese über die Studie mündlich und schriftlich auf; sofern sich minderjährige Patient*innen für eine Studienteilnahme entscheiden, werden nachfolgend die Sorgeberechtigten aufgeklärt. Die Studienteilnahme ist nur möglich nach Unterzeichnung der Einwilligung zur Studienteilnahme, der Datenschutzaufklärung und, bei Patient*innen der Interventionsgruppe, zusätzlich des Selektivvertrags. Zu T0 werden die Ein- und Ausschlusskriterien überprüft, anschließend folgt die randomisierte Zuordnung zu einer der beiden Studiengruppen über das SMT. Die Zuordnung zum SMT wird den Patient*innen vom Klinikpersonal mitgeteilt.

Die Rekrutierung von Patient*innen für die qualitative Evaluation erfolgt aus der Interventionsgruppe quotiert für Alter und Geschlecht.

Klinikpersonal, Tele-Coaches und ambulante Behandler*innen, die im Rahmen der klinischen Studie quantitativ (und qualitativ) befragt werden sollen, werden über ihre beruflichen Daten kontaktiert.

Anreizsystem für Teilnehmer:

Folgende Aufwandsentschädigung ist für Patient*innen im Rahmen der quantitativen Evaluation vorgesehen: T0: 30,00 EUR; für T1-T3: jeweils 50,00 EUR; je wöchentlichem EMA 10,00 EUR (max. 120,00 EUR); max. Summe bei vollständiger Teilnahme: 300,00 EUR. Folgende Aufwandsentschädigung ist im Rahmen der qualitativen Evaluation (Interview) vorgesehen: 50,00 EUR.

Das Klinikpersonal und die Tele-Coaches, die am Interview der qualitativen Evaluation (Interview) teilnehmen, erhalten 90,00 EUR. Ambulante Psychotherapeut*innen erhalten für das Ausfüllen des Fragebogens keine Aufwandsentschädigung.

Einbindung der Versicherten:

Vor Beginn der Hauptstudie wird eine Pilotstudie mit Namen: „SMARDY: Piloting a Self-help Mobile AlgoRithm-based intervention für Depression in Youth: A mixed-method feasibility study“ am Lehrstuhl für Klinische Psychologie und Psychotherapie der Universität Greifswald durchgeführt. Dabei wird die Akzeptanz eines Prototyps der iCAN-App sowie die Durchführbarkeit wesentlicher Bestandteile von iCAN in einem mixed-method-Studienansatz untersucht.

Auswahl-/Zugangsverfahren der Leistungserbringer:

Die Teilnahme der Leistungserbringer*innen bei iCAN basiert auf vertraglichen Vereinbarungen. Des Weiteren wurden die teilnehmenden Tele-Coaches in einem Bewerbungsverfahren durch die mentalis GmbH unter Berücksichtigung vorgegebener Kriterien ausgewählt.

1. Kostenträger:

G-BA Innvationsfonds

2. Kostenträger:

G-BA Innvationsfonds

Teilnehmende Leistungserbringer:

Ärzte // Psychologe/in

Sonstige Teilnehmende Leistungserbringer:

Kliniken, Tageskliniken, mentalis GmbH, Krankenkassen, Evaluator quantitative Daten, Evaluator qualitative Daten

Weiterführende Informationen

Keine Angabe durch den Projektträger

Durchführung einer Evaluation:

Vorgesehen

Typ der Evaluation:

Medizinisch // Sonstige // Ökonomisch // Usability

Ziele der Evaluation:

Diese klinische Studie soll folgende Fragestellungen beantworten: Lässt sich durch den Einsatz von iCAN (zusätzlich zur Regelversorgung) bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die wegen einer depressiven Störung stationär behandelt werden, (1) der im stationären Setting erzielte Therapieerfolg stabilisieren und (2) die Anbindung an die ambulante Nachsorge verbessern. Zudem soll untersucht werden, inwieweit sich in der Folge Krankheitskosten reduzieren lassen.

Folgende Arbeitshypothesen werden geprüft:         

Primäre Arbeitshypothese. Patient*innen, die nach der stationären Behandlung ihrer depressiven Störung an iCAN teilgenommen haben, weisen im Fremdurteil (CDRS-R/MADRS) einen signifikant höheren Veränderungsscore (Abnahme der depressiven Symptomatik bei Klinikentlassung vs. Follow-up) auf als Patient*innen, die nach der stationären Behandlung ihrer depressiven Störung nur Zugriff auf das TAU haben.

Sekundäre Arbeitshypothesen (SH).

SH1/2: Die Teilnahme an iCAN führt, im Vergleich zum TAU, zu einer vermehrten Aufnahme bzw. zeitnäheren Nutzung von ambulanten Nachsorgeangeboten.

SH3: Patient*innen, die an iCAN teilnehmen, weisen eine höhere Remissionsrate auf als Patient*innen, die nur Zugriff auf das TAU haben.

SH4-6: Die Teilnahme an iCAN führt, im Vergleich zum TAU, zu einer stärkeren Verbesserung des psychosozialen Funktionsniveaus/der Lebensqualität/der Selbstwirksamkeit.

SH7/8: Patient*innen, die an iCAN teilnehmen, verursachen in den 6 Monaten nach der stationären Behandlung weniger direkte/indirekte Krankheitskosten als Patient*innen, die nur Zugriff auf das TAU haben.

Tertiäre Arbeitshypothesen (TH). 

TH1-2: Patient*innen, die an iCAN teilnehmen, bewerten die Usability/Akzeptanz von iCAN insgesamt subjektiv als hoch.

TH3-5: Das stationäre Behandlungspersonal, das die Patient*innen in iCAN einführt, sowie die Tele-Coaches bewerten den iCAN-Ansatz subjektiv als sinnvoll und hilfreich.

Durchführende Organisation:

Quantitative Evaluation: Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Lehrstuhl für Klinische Psychologie und Psychotherapie; Qualitative Evaluation: Universität Greifswald - Lehrstuhl für Gesundheit und Prävention
91052 Erlangen; 17489 Greifswald
Deutschland

Art/Typ des Evaluationskonzeptes:

Die primäre Forschungshypothese wird mit Hilfe von Linear Mixed Models geprüft, wobei die Gruppenzugehörigkeit (Interventionsgruppe vs. Kontrollgruppe) als fixed factor und die Messwiederholung bzw. der zeitliche Verlauf (T0-T3 sowie wöchentliche PROs (Patienten related outcomes)) als random factor ins Modell aufgenommen werden. Im Hinblick auf die Effektivität werden der Haupteffekt Gruppenzugehörigkeit sowie der Interaktionseffekt Gruppenzugehörigkeit x Zeit analysiert. Die primäre Analyse bezieht sich auf das Kollektiv aller Patient*innen zu T0 (Full Analysis Set, FAS). Demnach werden die Daten im Sinne des Intention to treat-Prinzips analysiert. Zusätzlich werden im Sinne einer Sensitivitätsanalyse die Daten des zu T2 (Ende der Interventionsphase) bzw. T3 (Katamnese) jeweils verbliebenen Stichprobenkollektivs (Per-Protokoll-Analyse) der gleichen Analyseprozedur unterzogen. Für die FAS-Analyse werden fehlende Werte oder die Werte bei starker zeitlicher Abweichung des tatsächlichen vom geplanten Messzeitpunkt durch Bootstrapping-Methoden imputiert.

Die sekundären Forschungshypothesen werden ebenfalls mithilfe von Linear Mixed Models bzw. Generalized Linear Mixed Models für binäre Outcomemaße ausgewertet. Bei der gesundheitsökonomischen Auswertung werden zusätzlich zu den Gruppenvergleichen inkrementelle Kosten-Effektivitäts-Analysen (Kosten pro Remissionsgrad) sowie eine Kosten-Nutzwert-Analyse (Kosten pro gewonnenem qualitätsadjustiertem Lebensjahr, QUALY) durchgeführt.

Die tertiären Hypothesen werden sofern möglich durch den Vergleich mit fragebogenspezifischen Cut-offs ausgewertet, weiterhin werden die tertiären Outcomes deskriptiv beschrieben.

Für die Auswertung des qualitativen Interviewmaterials wird der inhaltsanalytische Ansatz von Kuckratz angewendet. Die Analyse und Vercodung der Transkripte werden von zwei Personen unabhängig und unter Verwendung der Software MAXQDA vorgenommen. Die Analyse ist darauf gerichtet, alle Textsequenzen/Sinneinheiten zu identifizieren, die auf die persönlichen Erfahrungen im Zusammenhang mit der Nutzung des Chatbots Bezug nehmen. Aus diesen Inhalten werden Kategorien abgeleitet bzw. Inhalte bestehenden Kategorien zugeordnet. Das resultierende Kategoriensystem und die darin strukturiert aufbereiteten Inhalte ermöglichen die Evaluation der Nutzer*innenzufriedenheit und Akzeptanz von iCAN.

Art des Evaluationsdesigns:

Bei der klinischen Studie handelt es sich um eine prospektive, randomisiert-kontrollierte (zweiarmig: Interventionsgruppe = Regelversorgung plus iCAN, Kontrollgruppe = Regelversorgung), einfach verblindete (Evaluation), mixed-method (quantitative und qualitative Evaluation) Multicenter-Studie im Längsschnitt.

Art der verwendeten Daten:

Personenbezogene Daten, quantitativ erhobene Daten per Interview und per Fragebogen, qualitativ erhobene Daten per Interview, Video- und Audioaufnahmen (im Rahmen von Interviews und Telefonbefragungen erhoben) sowie deren Transkripte, App-Nutzungsdaten, in der App generierte Inhalte der Patient*innen, Protokolle des Tele-Coachings, GKV-Routinedaten.

Ergebnisse:

Die Studie ist noch nicht gestartet, daher liegen noch keine Evaluationsergebnisse vor.

Outcome

  • Primärer Endpunkt:

    - Abnahme depressiver Symptomatik (MADRS, CDRS) bei Klinikentlassung (T0) vs. 3-Monats-Follow-up (T2) bzw. 6-Monats-Katamnese (T3)

  • Sekundäre Endpunkte:

    - Nutzung ambulanter Nachsorgeangebote

    - Remissionsrate (Endpunkt: Remissionsstatus zu T3)

    - direkte und indirekte Krankheitskosten

    - Funktionsniveau

    - Lebensqualität

    - Selbstwirksamkeit

  • Tertiäre Endpunkte:

    - Patient*innenzufriedenheit

    - Behandler*innenzufriedenheit

Intervention

Gegenstand der Untersuchung ist iCAN, ein intersektorales Nachsorgeangebot bestehend aus einer Smartphone-App (nachfolgend: iCAN-App) und aus einem Tele-Coaching, d.h. einer telefonischen Begleitung der Patient*innen durch sogenannte Tele-Coaches. Die iCAN-App und das Tele-Coaching sind miteinander verzahnt. iCAN umfasst:

Kompetenztraining. Die iCAN-App beinhaltet ein Kompetenztraining zur Stabilisierung der stationär erreichten Therapieerfolge. Es basiert auf evidenzbasierten Techniken der kognitiven Verhaltenstherapie sowie auf dem neurokognitiven Training (Tendolkar et al., 2019).

Von den Patient*innen absolvierte Trainingseinheiten bzw. Kompetenzen inkl. der darin generierten Übungsinhalte dienen den Tele-Coaches als Informationsquelle für die Unterstützung im Rahmen des Tele-Coachings. Das Tele-Coaching umfasst wöchentliche Telefonate von 30 Minuten (max. 12 Termine, entsprechend der Interventionsdauer). Die Tele-Coaches sollen die Patient*innen für das weitere Training motivieren.

Bei der Arbeit in der App werden die Patient*innen von einem Chatbot begleitet, der der Adhärenz- und Motivationssteigerung dient. Beim Chatbot handelt es sich um ein doppelt-geschlossenes System; d.h. sowohl die chatbotseitige Ausgabe als auch die Eingabe der Patient*innen an den Chatbot ist vorab definiert, wobei die Eingabe über Buttons erfolgt. Der Chatbot beinhaltet die Abfrage der aktuellen Stimmung, Psychoedukation, Spiele, einen „Fragen und Antworten“-Abschnitt zur iCAN-App, Überleitungen zum aktuellen Training und Erinnerung an das Training.

Anbindung an ambulante Nachsorgeangebote. Des Weiteren stellt iCAN die Bedeutung der Nachsorge sowie (regional) verfügbare und passende Angebote auf zielgruppenadaptierte Weise vor. Die App enthält Informationen über Nachsorgeangebote und zeigt konkrete Möglichkeiten auf, diese Angebote zu finden und eine Inanspruchnahme zu ermöglichen.  Bei den Angeboten handelt es sich um Kliniken, ambulante Therapie, Beratungsstellen und Selbsthilfegruppen. Darüber hinaus wird die Kontaktaufnahme bei einem ambulanten Nachsorgeangebot strukturiert begleitet. Die Tele-Coaches unterstützen die Patient*innen bei (1) der Auswahl eines bedarfsspezifischen Angebotes, (2) der Erst-Kontaktaufnahme, (3) dem Aufsuchen und (4) der nachhaltigen Nutzung erfolgsversprechender Nachsorgeangebote.

Patient reported outcomes (PROs). Mit Hilfe kurzer, benutzerfreundlicher Abfragen monitoriert die iCAN-App wöchentlich den Symptomverlauf und die Inanspruchnahme von gesundheitlichen Versorgungsleistungen. Die Ergebnisse werden automatisiert ausgewertet und an den*die zuständige*n Tele-Coach zurückgemeldet. Damit dienen die PROs neben den Ergebnissen aus der Bearbeitung der Trainingsmodule als Indikator für Anpassungen der Inhalte des Tele-Coachings.

Notfallbereich. Im Notfallbereich sind ein kurzer Plan zum Vorgehen in einer akuten Krise und allgemeine Notfallnummern angegeben. Zusätzlich können Patient*innen zu Beginn der App-Nutzung eigene Telefonnummern (z.B. Angehörige, Freunde) für Krisensituationen eintragen.

Quelle:

Tendolkar, I., Vrijsen, J. N., & Becker, E. S. (2019). „Cognitive bias modification“ als mögliche Add-on-Therapie bei Depression: Stand der Forschung. Psychotherapeut, 64(3), 180–185. doi.org/10.1007/s00278-019-0354-0

Kontrollgruppe

Die Kontrollgruppe erhält nach der Entlassung aus der (teil-)stationären Behandlung wie die Interventionsgruppe auch, Zugang zur Regelversorgung. Ein Zugang zu iCAN nach Abschluss der Studienteilnahme (Warte-Kontrollgruppe) erfolgt jedoch nicht.

Patientenkollektiv

Patient*innen in stationärer oder teilstationärer Behandlung, Alter zwischen 13;0-25;11 Jahren, alle Geschlechter, primäre Diagnose: bei 13;0 bis 25;11 Jahre: depressive Episoden (F32), rezidivierende depressive Störungen (F33); bei 13;0 bis 17;11 Jahre zusätzlich: Anpassungsstörung – längere depressive Reaktion (F43.21); Störung des Sozialverhaltens mit depressiver Störung (F92.0)

Vorhandene Rechtsgrundlage

§ 140 a SGB V (Integrierte Versorgung)

Zusätzliche Rechtsgrundlage

 §75 SGB X (Übermittlung von Sozialdaten für die Forschung und Planung)

Genutzte Förderprogramme

G-BA Innovationsausschuss
Kapazität: ca. 3,6 Millionen Euro
Kennung: 01NVF20005

iCAN-App, Studienmanagement-Tool, LimeSurvey, BigBlueButton, Sosci-Survey, Unipark, Reaper

Verwendete Standards:

Keine Angabe durch den Projektträger

Weitere verwendete Standards:

Keine Angabe durch den Projektträger

Verwandte Projekte:

Keine Angabe durch den Projektträger

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Kontakt

Gesamtprojektleitung:

Universität Greifswald, Lehrstuhl für Klinische Psychologie und Psychotherapie
Prof. Dr. Eva-Lotta Brakemeier
Franz-Mehring-Straße 47
17489 Greifswald

Website:

https://psychologie.uni-greifswald.de/43051/lehrstuehle-ii/klinische-psychologie-und-psychotherapie/forschung/ican/

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